Am Abend trafen Kathleen, Lilly und Nils ungefähr eine Stunde vor dem Treffen ein, um den Raum herzurichten, bevor die Teilnehmer kamen. Nils eröffnete das Treffen auf Schwedisch und erklärte, dass sie einen amerikanischen Gast hatten und bat die Gruppe, auf Englisch umzustellen.
Nils trat an das Flipchart und zeichnete ein großes »R« auf das Papier. Er wandte sich an die Gruppe und sagte: »R steht für ›Relations‹, Beziehungen. Leadership Excellence bedeutet, gesunde Beziehungen zu Mitarbeitern und Kollegen aufzubauen und zu pflegen. Er hielt einen Moment inne, um den Gedanken sacken zu lassen und fügte dann hinzu: Es bedeutet aber auch, für gesunde Beziehungen zwischen den Mitarbeitern zu sorgen.«
Ein junger Mann in der Gruppe meldete sich und fragte: »Wir müssen dafür sorgen, dass sie einander mögen?«
Nils lächelte und antwortete: »Nein. Leadership Excellence bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und ein Klima zu schaffen, in dem die Menschen gerne zur Arbeit kommen. Ein Ort, an dem sie sich nicht nur sicher fühlen, wenn sie ihre Meinung äußern, sondern auch, wo ihre Meinung von ihnen und den Kollegen wertgeschätzt wird. Ein Ort, an dem kein Tratsch oder abwertende Online-Chats über eine andere Person Platz haben. Ein Klima, in dem Themen nicht unter den Teppich gekehrt, sondern offen, respektvoll und zeitnah angesprochen werden. Von Montag bis Freitag verbringen die Teams mehr Zeit zusammen als mit ihrer eigenen Familie. Der Arbeitsplatz kann als Großfamilie angesehen werden. Wenn Menschen Tag für Tag in einer vergifteten Umgebung arbeiten – mit Tratsch, mangelndem Vertrauen und ständigen gegenseitigen Verletzungen – werden sie nicht ihre beste Leistung erbringen.«
Kathleen dachte über das Klima in ihrem Team nach. Gab es da eine sichere Umgebung, in der sich jeder zu Wort melden konnte und sich wertgeschätzt fühlte? Sie bezweifelte es irgendwie Sie bezweifelte es irgendwie und schrieb gerade ein paar Gedanken in ihr Notizbuch, als Nils die Gruppe fragte: »Was passiert, wenn das Klima im Team vergiftet ist?«
Die Teilnehmer des Raumes sprachen durcheinander:
»Sie melden sich krank.«
»Oder tauchen einfach nicht auf.«
»Oder sie haben Burnout und sind monatelang weg.«
»Und andere Kollegen müssen sie vertreten und trotzdem noch ihre eigene Arbeit erledigen, und dann sind sie irgendwann selbst erschöpft oder frustriert oder verbittert. Und dann werden sie von der Arbeitsüberlastung krank.«
»Oder all das oben Genannte.«
»Sie leisten keine Beiträge mehr bei Besprechungen, setzen sich einfach passiv dazu und sagen kein Wort, als ob eine Welle der Apathie über sie hinweggerollt ist. Sie schauen aus dem Fenster und träumen oder spielen mit ihren Handys.«
»Die Innovation sinkt. Keiner kommt mehr mit neuen Ideen um die Ecke. Keiner, der sich nicht sicher und wertgeschätzt fühlt, ist motiviert, neue Ideen einzubringen.«
»Produktivität und Qualität sinken. Alle sind damit beschäftigt, gegeneinander zu kämpfen oder Schuldzuweisungen zu machen, wenn Fehler passieren.«
»Richtig, keiner steht für Fehler ein, somit kann auch keiner aus den Fehlern lernen.«
»Und dann machen andere die gleichen Fehler.«
»Dann kommt es zu noch größeren Einbußen bei Produktivität und Qualität.«
»Keine hitzigen, leidenschaftlichen Debatten. Alles ist egal. Dienst nach Vorschrift.«
»Die Leute rennen zur Führungskraft, die soll ihre Probleme lösen, und die verhält sich dann wie ein Gruppenleiter im Kindergarten und löst den ganzen Tag zwischenmenschliche Konflikte, anstatt das zu tun, was sie tun sollte.«
»Und was sollte die Führungskraft tun?«, warf Nils in die Runde.
»Menschen entwickeln«, antwortete eine junge Frau im hinteren Teil des Raumes.
»Ja«, stimmte Nils zu und wiederholte: »Menschen entwickeln.«
»Aber das ist nicht seine oder ihre einzige Aufgabe, oder?«, warf Kathleen ein.
»Nein, aber es ist eine der Hauptaufgaben«, gab Nils zurück. Dann kramte er in seiner Tasche herum und zog fünf Karten heraus, die er in der Luft wedelte.